Die meisten Bleachingmittel enthalten Wasserstoffperoxid. Das kann einer neuen Studie zufolge nicht nur den Zahnschmelz schädigen, sondern nach einer Wurzelkanalbehandlung auch das Dentin.
Das Dentin, landläufig auch Zahnbein genannt, ist gewissermaßen das „Füllmaterial“ eines Zahns zwischen Zahnschmelz bzw. -fleisch und Pulpa (Zahnmark). Es besteht größtenteils aus knochenähnlichem mineralischem Gewebe, zu rund einem Fünftel aus organischem Material und zu einem Zehntel aus Wasser. Seine Härte übertrifft die von Knochen, erreicht allerdings nicht die des Zahnschmelzes – anders als dieser ist Dentin aber ein lebendes Gewebe. Es wird von der Pulpa über feine Kanäle versorgt und kann auch im hohen Lebensalter noch neu gebildet werden.
Diese organische Komponente bringt eine gewisse Verwundbarkeit mit sich. Wie sich nun zeigte, kann dieser Umstand insbesondere nach einer Wurzelkanalbehandlung relevant werden, wenn Wasserstoffperoxid ins Dentin eindringt. Der Hauptbestandteil der gängigen Bleachingmittel steht schon länger im Verdacht, bei unsachgemäßer Handhabung und/oder zu hoher Konzentration den Zahnschmelz zu schädigen und in tiefere Schichten des Zahns vorzudringen. Nun gibt es einen wissenschaftlichen Beleg dafür, dass auch das Dentin Schaden nehmen kann, wenn es bereits durch eine Wurzelkanalbehandlung seine Regenerationsfähigkeit eingebüßt hat.
Proteine zerfallen in Fragmente
Wissenschaftler der im US-Bundesstaat New Jersey ansässigen Stockton University haben kürzlich den Effekt frei verkäuflicher Bleachingmittel systematisch an extrahierten Zähnen untersucht. Neben den Bleichstreifen wurden die Versuchszähne auch mit Speichel versorgt, um eine realistische Umgebung zu schaffen. Im Fokus stand insbesondere das Protein Kollagen, aus dem das organische Gewebe des Dentins hauptsächlich besteht.
Wie die Versuche zeigten, lässt das Wasserstoffperoxid die Proteine in Fragmente zerfallen, schädigt also das Dentin. Das ist insofern noch keine brisante Nachricht, als ein gesunder Zahn Kollagen neu bilden kann. Eine tatsächliche Schädigung kann allerdings eintreten, wenn die Regerationsfähigkeit des Dentins eingeschränkt oder verloren gegangen ist – oftmals eine Folge einer Wurzelkanalbehandlung.
„Ein Bleaching ist, wenn es einen sichtbaren Effekt haben soll, keine Kleinigkeit für die Zähne. Die erforderliche Wirkstoffkonzentration legt es nahe, Bleachings nicht ohne fachmännische Begleitung vorzunehmen, am besten in der Zahnarztpraxis“, betont der in Berlin-Grunewald praktizierende Zahnarzt Dr. Maik Levold. „Für die Heimanwendung gibt es überdies Bleaching-Schienen, die für rund zwei Wochen mehrere Stunden am Tag getragen werden. Auch hier ist das Risiko gering, da es eine ärztliche Kontrolle gibt.“
