Entzündungen des Gewebes um ein Implantat gefährden dessen Halt. Ihre kürzlich erfolgte Aufnahme in eine internationale Krankheiten-Klassifikation verdeutlicht erneut, wie wichtig Implantatpflege ist.
„Warum soll ich meinen implantatgetragenen Zahnersatz putzen, er kann doch nicht erkranken? Und wenn er kaputtgeht, kann man ihn kurzerhand austauschen!“ So oder ähnlich denken manche Implantat-Patienten. Natürlich haben sie insofern recht, als weder ein Implantat noch der von ihm getragene Zahnersatz von Bakterien angegriffen werden kann. Auch dass man den Zahnersatz bei Bedarf wechseln bzw. entnehmen und reparieren kann, trifft zu. Dennoch ist diese Haltung, wenn sie tatsächlich zum Verzicht auf Implantatpflege führt, fahrlässig.
„Bakterien können auch ein Implantat gefährden, indem sie das tragende Gewebe befallen. Die entzündlichen Prozesse führen dann zu einer Schwächung und einem Rückgang des Gewebes, woraufhin das Implantat seinen festen Halt verliert. Am Ende kann es sogar zum Implantatverlust kommen“, erklärt der in Berlin-Grunewald praktizierende Zahnarzt und Implantologe Dr. Maik Levold. „Entzündungen der Schleimhaut am Implantat und nachfolgend des knöchernen Implantatbetts sind mit Abstand der häufigste Grund für vorzeitige Implantatverluste.“
Neue Klassifikation hebt Bedeutung der Vorsorge hervor
Die von Dr. Levold benannten Entzündungen – fachsprachlich Mukositis (Schleimhaut) und Periimplantitis (Implantatbett) – wurden kürzlich in die neue internationale Klassifikation von Erkrankungen des Zahnhalteapparats aufgenommen. Die Krankheitsbeschreibungen werden vom Verbund der europäischen Fachgesellschaften für Parodontologie (European Federation of Periodontology) und von der US-Akademie für Parodontologie (American Academy of Periodontology) herausgegeben. Die Aufnahme der implantatrelevanten Entzündungsformen zeigt deren Relevanz in einem wachsenden zahnmedizinischen Feld.
Auf deutscher Seite war die Deutsche Gesellschaft für Implantologie e. V. (DGI) maßgeblich an der neuen Klassifikation beteiligt. Der Implantologenverband betont: „Ein Zahnimplantat muss mindestens so gut gepflegt werden wie die eigenen Zähne. So lassen sich Entzündungsprozesse vermeiden, die zum Verlust der künstlichen Zahnwurzel führen können.“
Neben dem gründlichen Putzen zu Hause gehören zu einer umfassenden Pflege auch regelmäßig vorgenommene professionelle Zahnreinigungen und Kontrollbesuche beim Zahnarzt. Denn eine Mukositis entsteht durch Plaque, also hartnäckigen Zahnbelag, auf dem Zahnersatz. Von dort dringen Bakterien in die Schleimhaut am Implantat ein. Allein mithilfe der Zahnbürste lässt sich solcher Zahnbelag allerdings nicht verhindern; eine Prophylaxe-Behandlung in der Zahnarztpraxis dagegen entfernt Plaque wirksam – und trägt dazu bei, Implantate dauerhaft stabil zu halten.
