Das „intelligente Zahnimplantat“ reinigt sich selbst

US-Forscher haben ein Implantatmaterial entwickelt, das fototherapeutisch Bakterien bekämpft – und die Energie dafür aus den Kaubewegungen gewinnt.

Entgegen einer verbreiteten Annahme brauchen Zahnimplantate bzw. implantatgetragener Zahnersatz genauso gründliche Pflege wie natürliche Zähne. Zwar nimmt das Implantat selbst nicht so leicht Schaden, aber: „Das Gewebe rund um das Implantat, das sogenannte Implantatbett, unterliegt grundsätzlich der Gefahr eines Bakterienbefalls und einer Entzündung“, wie der in Berlin-Wilmersdorf praktizierende Zahnarzt und Implantologe Dr. Maik Levold erläutert. „In deren Folge kann sich das Implantat, wenn nicht gegengesteuert wird, lockern und schließlich den Halt verlieren. Eine Periimplantitis, wie die Entzündung des Implantatbetts fachsprachlich genannt wird, ist der häufigste Grund für einen Implantatverlust.“

Nun sind Implantate naturgemäß der Zahnbürste nicht zugänglich. Implantatträger sind daher angehalten, die Region um das Implantat und den Zahnersatz möglichst sauber zu halten, um einer Periimplantitis vorzubeugen. Wie praktisch wäre es da, wenn das Implantat über einen Selbstreinigungsmechanismus verfügen würde, der Keime direkt an der Ansiedlung hindert. Diese Idee ist keine Zukunftsmusik – sondern hat bereits in einem Prototyp Ausdruck gefunden. Entwickelt haben ihnen Forscher der University of Pennsylvania.

Piezoelektrisches Material ist der Schlüssel
Die Desinfektion von Gegenständen per UV-Licht ist schon heute gang und gäbe. Einen ähnlichen fototherapeutischen Effekt machen sich die US-Tüftler zunutze. Das von ihnen gewählte Material Bariumtitanat sorgt mit „Polarisationsreaktionen“ dafür, dass seine unmittelbare Umgebung rein und keimfrei bleibt. Damit wird eine Periimplantitis praktisch ausgeschlossen. Das Material gilt als unzweifelhaft körperverträglich.

Woher aber die Energie für das Licht nehmen? Man kann schließlich kaum regelmäßig Batterien im Implantat austauschen, selbst wenn man sie unterbringen kann. Hier punktet das Bariumtitanat mit seinen piezoelektrischen Eigenschaften: Es gewinnt seine Energie aus den Bewegungen, die beim Kauen und Zähneputzen entstehen, wie ein Mini-Generator im Kiefer.

Bis zur Praxisreife in der Implantologie wird noch einige Zeit vergehen. Die Forscher suchen zunächst die Materialmischung, die ihre Ansprüche am besten erfüllt. Sobald sie fündig geworden sind, halten sie den implantologischen Einsatz nicht nur im Kiefer, sondern auch in anderen Körperregionen für realistisch. Zahnimplantatträgern bleibt einstweilen nur das eifrige Reinigen auf die herkömmliche Art.


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