Schwedische Forscher haben einen auffälligen Zusammenhang zwischen Parodontitis und schweren kardiovaskulären Leiden wie Schlaganfall, Herzinfarkt und Herzinsuffizienz bestätigt. Ihre Idee: ein „dentales Screeningprogramm“ für die Herzgesundheit.
„Unsere Studie deutet an, dass ein dentales Screeningprogramm inklusiver regelmäßiger Check-ups und Aufklärung zur Dentalhygiene helfen könnte, erste und weitere Herz-Kreislauf-Ereignisse zu verhindern“, so lautet das Fazit einer von Dr. Giulia Ferrannini am Karolinska-Institut in Stockholm geleiteten Studie mit knapp 1.600 Probanden. Rund sechs Jahre lang wurden diese – etwa je zur Hälfte Herzinfarkt-Patienten und Kontrollgruppe – medizinisch beobachtet. Dabei stellten die Forscher fest, dass das Risiko gravierender kardiovaskulärer Leiden wie schwere Herzinsuffizienz, Herzinfarkt und Schlaganfall bei Parodontitis-Patienten fast um die Hälfte höher ist als bei Personen ohne Parodontitis.
Damit bestätigt sich ein Verdacht, den die Karolinska-Wissenschaftler schon einer vorherigen Studie mit Herzinfarkt-Patienten entnommen hatten – die Auswertung zeigte damals eine große Zahl Parodontitis-Betroffener, die die Forscher stutzig machte.
Im Beobachtungszeitraum der Nachfolgestudie kam es nun zu 205 der genannten Herz-Kreislauf-Ereignisse. Wenngleich diese Zahl als Basis für statistische Aussagen eher klein ist, halten die Studienautoren den entdeckten Zusammenhang für evident und signifikant.
Parodontitis führt oft zu Folgeerkrankungen
„Eine Vielzahl von Studien hat bereits Zusammenhänge zwischen langjähriger Parodontitis und systemischen Erkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck, Alzheimer und sogar Krebs belegt“, erläutert der in Berlin-Wilmersdorf praktizierende Zahnarzt Dr. Maik Levold. „Es besteht der plausible Verdacht, dass die Keime aus dem Mund in die Blutbahn gelangen und dort Folgeerkrankungen begünstigen.“
Ebendas vermutet nun auch Studienleiterin Ferrannini. Die „Beschädigung des parodontalen Gewebes bei Menschen mit Zahnerkrankungen“ erleichtere den Bakterien den Eintritt in den Blutkreislauf.
Um insbesondere Menschen mit angeschlagenem Herz-Kreislauf-System vor Schlimmerem zu bewahren, könnten regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen beim Zahnarzt sinnvoll sein. Inklusive anschließender Parodontitis-Behandlung, versteht sich, immerhin leiden vier von fünf Deutschen laut Schätzung der Deutschen Gesellschaft für Parodontologie unter entzündetem Zahnfleisch. Genauer müsste man sagen: Die meisten leiden noch nicht darunter, weil die Symptome lange Zeit vernachlässigbar erscheinen. Im Sinne der Zahn- wie der allgemeinen Gesundheit sollte Vorbeugung umso mehr großgeschrieben werden.