Kann Parodontitis depressiv machen?

Die Liste der Folgeerkrankungen, die mit Parodontitis in Verbindung gebracht werden, wird immer länger: Britische Forscher haben sie nun um psychische Leiden ergänzt.

Parodontitis wird immer noch von vielen Menschen für weitgehend harmlos gehalten. Die Symptome, etwa Zahnfleischbluten, sind über lange Zeit so marginal, dass der Behandlungsdruck gering erscheint. „Doch schon allein die zahnmedizinischen Auswirkungen einer Parodontitis sind potenziell gravierend und rechtfertigen den Aufwand einer gründlichen Prävention, immerhin droht im Extremfall Zahnverlust“, hebt der in Berlin-Wilmersdorf praktizierende Zahnarzt Dr. Maik Levold hervor. „Umso weniger sollte man die chronische Entzündung des Zahnhalteapparats auf die leichte Schulter nehmen, wenn man die in zahlreichen Studien belegten möglichen Folgewirkungen mitberücksichtigt.“

Zu diesen Folgewirkungen zählen etwa ein erhöhtes Krebsrisiko, eine beeinträchtigte Fruchtbarkeit, Bluthochdruck mit erhöhtem Herzinsuffizienz- und Schlaganfallrisiko, Übergewicht und eine verkürzte Lebenserwartung. Auch auf neurophysiologische Auswirkungen gibt es Hinweise, konkret: auf ein höheres Alzheimer-Risiko. Das scheint indes nicht der einzige Effekt auf das Gehirn zu sein, wie Forscher der Universität Birmingham kürzlich im Fachmagazin „BMJ Open Journal“ berichteten.

Umfangreiche Datenbasis für valide Aussagen
Für ihre Studie zu den Folgewirkungen von Parodontitis und Gingivitis (einer Vorstufe der Parodontitis) werteten die Wissenschaftler Daten zu über 64.000 an einer dieser chronischen Entzündungen leidenden Patienten sowie zu über 250.000 zahngesunden Vergleichspersonen aus. Diese enormen Zahlen sorgen für eine hohe Belastbarkeit der aufgedeckten Zusammenhänge. Und die sind durchaus deutlich.

So haben parodontal Vorerkrankte ein um 37 Prozent erhöhtes Risiko, an psychischen Leiden wie Depressionen und Angststörungen zu erkranken. Die Risikoerhöhung fällt damit doppelt so hoch aus wie die für Herz-Kreislauf-Erkrankungen (18 Prozent), die parallel ausgewertet wurden.

Ein eindrücklicher Grund mehr also für gründliche Parodontitis-Prävention. Die setzt primär mit der heimischen Mundhygiene an, umfasst aber auch regelmäßige professionelle Zahnreinigungen und Vorsorgeuntersuchungen in der Zahnarztpraxis. Je früher eine Parodontalerkrankung entdeckt wird, desto besser lässt sie sich zurückdrängen und desto größer die Chancen auf Ausheilung.


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