Kein Grund für Geheimnisse!

Die große Mehrheit der Patienten hat ihrem Arzt gegenüber schon einmal eine relevante Information verschwiegen. Das ist nicht nur unnötig, sondern auch kontraproduktiv für den Behandlungserfolg.

Psychologen betonen immer wieder, wie wichtig es für das Zusammenleben und die innere Ruhe ist, nicht immer die (ganze) Wahrheit zu sagen. Wäre jeder und jede zu jeder Zeit vollkommen offen und ehrlich zueinander, dürfte die Zivilisation, wie wir sie kennen, auf dem Spiel stehen.

Es gibt jedoch Lebensbereiche, in denen es nicht empfehlenswert ist, Geheimnisse zu hegen. Die Medizin gehört dazu. Schließlich kann eine Therapie nur dann den gewünschten Effekt bringen, wenn der behandelnde Arzt alle relevanten Fakten kennt und der Patient die Anweisungen versteht und umsetzt.

Dass es in der Praxis – mithin: in den Praxen – anders aussieht, haben kürzlich zwei Online-Erhebungen in den USA erbracht. Rund 5.000 Teilnehmer beantworteten anonym Fragen zu ihrer Kommunikation mit Ärzten. Die Ergebnisse lassen darauf schließen, dass das Ideal der vertrauensvollen Arzt-Patienten-Beziehung nicht immer und überall verwirklicht werden kann.

„Keine Angst vor Peinlichkeit“
Bei beiden Umfragen gab eine deutliche Mehrheit an, schon mindestens einmal wesentliche Informationen gegenüber dem Arzt für sich behalten zu haben. Kurioserweise ist die Quote bei älteren Patienten, die im Schnitt auf viel mehr Arztbegegnungen kommen dürften, geringer als bei jüngeren. 81 Prozent der Teilnehmer mit einem Durchschnittsalter von 36 Jahren räumten mindestens eine Unaufrichtigkeit ein; bei der anderen Umfrage, deren Teilnehmer im Schnitt 61 Jahre alt waren, betrug der Anteil gut 61 Prozent. Über die Gründe für diesen Unterschied ließe sich ausgiebig spekulieren, doch es bleibt die Erkenntnis, dass viele Menschen im Gespräch mit dem Arzt nicht immer gänzlich ehrlich sind.

Die Ursache dafür liegt in den meisten Fällen in einer Meinungsverschiedenheit mit dem Arzt oder in Schwierigkeiten, dessen Instruktionen zu verstehen. Auch die Angst vor peinlichen Situationen und vor Belehrungen spielt eine Rolle. So werden eingenommene Medikamente oder Aspekte des Lebensstils häufig verschwiegen.

„Kein seriöser Mediziner äußert sich abwertend oder verliert die Geduld, wenn ein Patient zwei- oder dreimal nachfragt, um Erläuterungen und Empfehlungen auch wirklich richtig zu verstehen“, betont der Zahnarzt Dr. Maik Levold, der in Berlin-Grunewald praktiziert. „Auch Angst vor Peinlichkeit muss kein Patient haben, denn als professionelle Gesundheitsdienstleister sind wir Ärzte allein an dessen Wohl interessiert, wir sind keine Moralrichter. Was jeder Patient beachten sollte: Wird das Gespräch mit dem Arzt nicht offen und ehrlich geführt, kann das Diagnose und Therapie beeinträchtigen und sogar ernsthafte Risiken bergen!“


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