Das Kariesrisiko ist bei Vegetariern und Veganern gegenüber Fleischessern erhöht, wie Hannoveraner Forscher herausfanden. Als Ursache wird eine zu geringe Fluoridaufnahme vermutet.
Eine fleischlose Ernährung (Vegetarismus) oder gleich der Verzicht auf sämtliche tierischen Produkte (Veganismus) sind in Deutschland auf dem Vormarsch. Das Robert-Koch-Institut schätzt den Anteil der Vegetarier hierzulande auf rund vier Prozent, wobei vor allem die jüngere Generation hervorsticht: In der Gruppe der 18- bis 29-Jährigen verzichten fast jede 10. Frau und jeder 20. Mann auf Fleisch. Vegetarier sind längst keine kleine Randgruppe mehr.
Umso relevanter ist es, was Wissenschaftler der Klinik für Zahnärztliche Prothetik und Biomedizinische Werkstoffkunde Hannover herausgefunden haben. Ihre Studie widmete sich der Zahngesundheit von 100 Vegetariern und 100 Nicht-Vegetariern. Neben dem Zahnstatus (Karies, Füllungen, Kronen, fehlende Zähne) wurden auch Angaben zur Ernährungsweise und Zahnhygiene, zu Zahnarztbesuchen und genutzten Zahnpflegemitteln erhoben. Dabei offenbarte sich, dass Vegetarier signifikant häufiger unter Karies und Erosion des Zahnschmelzes leiden als Fleischesser.
Mehr Fluorid beim Zahnarzt, aber weniger im Alltag
„Zu eventuellen Auswirkungen einer vegetarischen Ernährungsweise auf die Zahngesundheit gibt es bereits eine Vielzahl von Studien, die allerdings zu unterschiedlichen Schlüssen kommen“, erläutert der Berlin-Grunewalder Zahnarzt Dr. Maik Levold. „Die Forschungslage gibt aber Anlass genug für Vegetarier, ihre Vorsorgebemühungen sehr bewusst und systematisch zu gestalten. Vor allem die Fluoridaufnahme sollte kontrolliert erfolgen, denn sie spielt für die Kariesprävention eine zentrale Rolle.“
Genau diesen Stoff halten auch die Hannoveraner Forscher für ausschlaggebend. Ihre Probanden mussten angeben, wann und wie sie Fluorid konsumieren. Es zeigte sich, dass Vegetarier bei ihren Zahnarztbesuchen – die allerdings seltener stattfinden als bei den Fleischessern – höher dosierte Fluoridbehandlungen erhalten. Abseits davon führen sie ihren Zähnen bzw. ihrem Körper aber weniger Fluorid zu, etwa mit der Zahncreme oder entsprechendem Speisesalz. Die Wissenschaftler schlussfolgern, dass es vor allem auf eine regelmäßige Fluoridaufnahme ankomme, um Karies wirksam vorzubeugen.
Dagegen sei der Einfluss eines tendenziell erhöhten Fruchtsäurekonsums weniger schwerwiegend. In früheren Studien war dieser Faktor verschiedentlich für eine erhöhte Kariesanfälligkeit verantwortlich gemacht worden. Immerhin hebt die Fruchtsäure den pH-Wert im Mund an, was sich negativ auf den Zahnschmelz auswirkt. Problematisch wird das aber nur dann, wenn direkt nach der Säureaufnahme die Zähne geputzt werden, anstatt erst etwas zu warten und das Mundklima beispielsweise mit Wasser zu neutralisieren.